Ohne Frohsinn gebt's echte Fasenacht net

Ohne Frohsinn gebt's echte Fasenacht net

Mit seinen Kappensitzungen hat sich der MGV Frohsinn (MGV) in den vergangenen Jahre einen hervorragenden Ruf im Saarpfalz Kreis erworben. Kein Wunder also, dass die Stadthalle auch bei der jüngsten Kappensitzung wieder sehr gut besucht war. Elferratspräsident Andreas Theis konnte ein unterhaltsames Programm mit neuen, aber auch vielen altbekannten Akteuren präsentieren.

Die Mischung aus Tanz, Gesang und feurigen Büttenreden war Garant für Hochstimmung. Unterstützt wurde der MGV dabei von vielen befreundeten Karnevalvereinen. Unter dem Motto: „Dengmert ist unser Läwe“ drehte sich auch in diesem Jahr vieles auf der närrischen Bühne um die schönste saarländische Mittelstadt. Mit seinem „Wagner-Rap“ setzte Lokalmatador, Konrad „Conny“ Weisgerber, eine neue Bestmarke in der Bütt.

Traditionsgemäß eröffnet beim Frohsinn der Fastnachtschor die Sitzung noch vor dem Einzug des Elferrates. Unter der Leitung von Heribert Wallacher, dem ersten Vorsitzenden des Vereins, verkündeten die Sängerinnen und Sänger musikalisch: „Heit ist Faasenacht and er Saar“. Gemeinsam mit dem Frohsinn's Elferrat zogen Freunde der Blieskasteler Karnevalsgesellschaft (BKG) unter ihrem Präsidenten Elmar Becker und erstmals in diesem Jahr mit einem närrischen Dreigestirn, Bauer, Prinz und Jungfrau, die in rheinischen Originalkostümen auftraten. Wie man Becker inzwischen in St. Ingbert kennt, hatte der die ersten scharfen Sprüche auf der Lippe. So fragte er sich als Vertreter der Narrenzunft, wie man einen Mann wie George Jung abwählen kann, der doch in jedes Fettnäpfchen tritt. Gleichzeitig lieferte er einen neuen Werbeslogan für die Zeit unter Hans Wagner, der bekanntermaßen auch als Bestattungsunternehmer tätig ist: „Dengmert, bei uns liegen sie richtig“. Noch Amtsinhaber Georg Jung, der unter den Gästen war, trug es mit Humor, so wie die vielen weiteren Spitzen, die an diesem Abend noch in seine Richtung gingen. Ob Jung den Tipp Beckers für einen künftigen Job als „Wildtöter in der Biosphäre“ annehmen wird, ist allerdings mehr als fraglich. Härter sollte es später bei dieser Sitzung aber den kommenden OB Hans Wagner treffen.

Der tänzerische Auftakt kam von den Herren der Ehrengarde der DNZ, die dabei gekonnt mit ihren Hintern wackelten, auch wenn's sonst mit der Choreographie nicht immer so stimmte, was aber keinen der Tänzer wirklich störte. Wer pubertierende Mädchen kennt, wusste beim Auftritt von Nachwuchsbüttenrednerin Fabienne Müller die Warntafel mit der Aufschrift: „Danger, bin in der Pubertät“ richtig einzuschätzen. Fabienne hat ihre ganz eigene Definition von Pubertät: „Pubertät ist, wenn die Eltern anfangen schwierig zu werden“. Aber daran seien nur die Hormone schuld.

Zwischen den Auftritten nahm sich Elferratspräsident Theis noch die Zeit um zwei Mitglieder mit dem Orden auszuzeichnen. Diese gingen für 22 Jahre Mitgliedschaft an Michael Sehn und für 30 Jahre an Horst Baldauf. Hatte es bei der DNZ Ehrengarde noch etwas an Synchronität gehapert, lieferten die zwanzig Mädchen der Funkengarde der BKG beim zweiten Tanz im Abendprogramm einen perfekten Gardetanz. Gemeinsam mit ihrer Trainerin Michaela Roth wurden sie dafür vom Publikum mit viel Applaus gefeiert.

Applaus sowie die erste und einzige Rakete des Abends, mit denen Elferratspräsident Theis hätte nicht sparen müssen, gab es anschließend für Bütten-Ass Conny Weisgerber. Als „Outgebournter“, der mit der modernen Technik nicht viel am Hut hat und deshalb eine Schlachtplatte jeder Festplatte vorzieht, tritt Weisgerber in kurzen Hosen mit Unterhemd und Hosenträgern auf die Bühne. Berühmt berüchtigt sind dabei Weisgerbers spitze Jahresrückblicke. Viel Wissenswertes erfährt der Zuschauer dabei, wie zum Beispiel was OB Jung und Strauss Kahn gemeinsam haben? – „Manche Karriere gehen viel zu schnell zu Ende“. Viele Rohrbacher in die Urne – eh – an die Urne hat Hans Wagner gebracht. Für Weisgerber hat daher der Begriff „zur Urne gehen“ eine ganz neue Bedeutung bekommen. Wagners Wahlslogan „Zukunft bezahlbar machen“ hat der Büttenredner so interpretiert: „De Hans der macht ah was für uns Alte. Sei Motto unser Zukunft bezahlbar gestalte. Dessentwäh biet der demnächst, so dut mer sahn, Rohrbacher Särg zum Lastminute Preis ahn. Odder, unn das wär garnit so deier, Seebestattunge uffem Rohrbacher Weiher. Auf des Sees Grund ruhst du in Nässe und Kälte, wo de Schorsch die heilige Rohrbacher Birke einst fällte.“

Vergessen Sie Bushido, der neue Star am Raperhimmel heißt seit vergangenem Samstag „Conny – The Raper – Weisgeber“. In seinem Rap nahm er die „stampessessende eierlegende Wollmilchsau“ hasn Wagner auf's närrische Horn: „Uzz uzz uzz, das iss de Hannskanns Rap. De Hans kanns de Hans kanns uzz uzz uzz. De Hans kanns unn es gibt nix, was der net wär, Schreiner, Bestatter, Diplomingenieur. Kahlenbergfreundegründungsmitglied mit em äldeste Rohrbacher Handwerksbetrieb. Leiter einer Möbelmanufaktur, Mitaufsteller der Rohrbacher Uhr. Als Handwerkskammersachverständiger bestellt, hat viel Ehreämter – und kritt dofier kaum Geld! Uzz uzz uzz!“ Von einem tobenden Saal gefeiert wie ein echter Rap-Star, musste Weisgerber nach dem Rap und einer Rakete noch eine Zugabe geben.

Für willkommene Entspannung der Lachmuskeln, dafür wieder mehr etwas für das Auge, sorgte der anschließende Auftritt des Funkemariechen der der Saarbrücker Karnevalsgesellschaft „Mir sinn nett so“. Einen bundes- und weltpolitischen Spiegel hielt Hofnarr Andreas Franz (links) aus Ramstein den Gästen vor. Mit im Gepäck hatte der Narr einen Rettungsschirm, den OB Jung  während seiner schelmischen Abrechnung von Stuttgart bis Berlin halten musste.

Nach der dieser Narrenkost betraten die Garanten für Hochstimmung, die Frohsinn's Krätzjer zum ersten Mal für den Abend die Bühne. Rechnete zuvor der Hofnarr in Reimen mit Politik und Weltgeschehen ab, machten dies die Krätzjer auf musikalische Weise. Selbstverständlich durfte bei der Frohsinn's Band das kommunale politische Geschehen nicht fehlen. Mit Spaten gegen übergroßen Stampess-Stößer verarbeiteten sie die jüngste geschichtliche Entwicklung zwischen Rohrbach und St. Ingbert ab, bei der die Rohrbacher mit ihrem Hans Wagner einiges schlucken mussten. Derweil kündigt sich am Würstchenstand eine Katastrophe an, die sicher noch lange am der sonst so perfekten Image der Kappensitzung nagen wird – „de Senf war all“. Auf der Bühne gab es hingegen noch genügend Senf an diesem Abend.

Mit dem Thema Umwelt setzte sich die Garde aus Miesau auseinander. „Zeit zum Umdenken“, so das Motto der Miesauer bei ihrem bunten Schautanz. Weit ab von Politik der folgende Auftritt von Thomas Oster von den Mauleseln aus Oberwürzbach. In seiner Rolle als wenig erfolgreicher Fallschirmspringer kann er von so manch einem missglückten Sprung erzählen: „Vom Himmel hoch da komm ich her, nur das Landen fällt mir schwer“, so der passende Spruch des Unglücksraben. Oster bindet bei seinen Geschichten das Publikum auf geschickte Weise mit ein und lässt sich von den rund 600 Gästen seine Reime vervollständigen. Kaum ist der Fallschirmspringer von der Bühne weg, zieht dort ein Unwetter in Form eines Schautanzes der BKG auf. Am Erfolg dieser farbenprächtigen Aufführung haben alle Akteure beigetragen. Auch bei diesem Tanz bewiesen die Blieskasteler, dass sie ihre Tänze perfekt beherrschen.

Letztes Jahr noch als Bademeister unterwegs hat es Seppl Redel (3.v.r.) in diesem Jahr zur Psychologin geschafft. Als Frau Dr. Specht kümmert er sich mit mehr oder weniger Einfühlungsvermögen um das Seelenheil seiner Patienten: „Seit ihr beim Sex beklommen, heiß ich euch herzlich willkommen“, seine Devise. Wie es der Zufall will, schütten in der Praxis von Frau Dr. Specht auch Wagner (vorne links) und Jung (rechts) ihren Herzen aus. Für Specht kein Problem, für die kommenden Herausforderungen Wagners, erhält der seinen ganz persönlichen Rettungsschirm. OB Jung bekommt dagegen eine Brauerschürze für die „Privatbrauerei Jung“ mit auf seinen künftigen Weg.

Etwas für das weibliche Auge gab es von den Damen des Herrenballetts des MGV. Erst als Frösche dann als "waschechte" Rocker mit tätowierten Armen traten die Mulitalente auf die Bühne. Dabei zeigten einige ganz ungeniert ihr Hüftgold. Obwohl noch völlig außer Atem von ihrem Auftritt zeigte das Publikum kein erbarmen und forderte eine Zugabe. Den letzten Redner des Abends kündigt Sitzungsleiter Theis mit den Worten: „Je später der Abend, je versauter die Gäste“ an, gemeint damit war Klaus Reichert, alias „de Wuschd“, der mit ein paar Episoden aus seinem (Liebes)Leben aufwarten konnte. Kurz nach Mitternacht trieben dann die Frohsinn's Krätzjer mit ihren Stimmungsliedern die Leute zum Finale erneut auf die Stühle. Nach über vier Stunden bester Unterhaltung im großen Saal ging es dann mit Musik aus der Konserve an der Sektbar noch ein paar Stunden munter weiter. 

(Norbert Ramelli)

Auf der Internetseite "Wer-Kennt-Wen" hat Nico Lindinger folgenden Kommentar abgegeben:

Also wer heute nicht da war, der hat echt was verpasst.
Das war erste Sahne und vom Feinsten.
Meine Gratulation an den Verein, der einen super tollen Abend organisiert hat.
Das war Fasching vom Feinsten. Hier Highlights zu suchen ist sehr schwer. Was bei mir hängen geblieben ist, das war die junge Dame mit Pubertätsproblemen, Weisgerber und die Krätzjer. Hinzu kommen die Mädels aus Blieskastel und alle die mitgewirkt haben. Das war echt toll.
Mit so einem Programm kann die Faasenacht überleben und eine Zukunft haben.
Weiter so Frohsinn das war ein echtes Faasenachts-Highlight oder auch Höhepunkt.
Danke für den schönen Abend.